Nachricht an dich: mit fiktiven Social Media Beiträgen in den inneren Dialog über Flucht und Migration

Anhand vorausgewählter Video-Sequenzen fokussieren die Teilnehmenden die drei Themen Fluchtursachen, Flucht und Zu-Recht-Kommen in Deutschland. Über medialen Informationen, die jungen Menschen in (sozialen) Medien in Bezug auf Migration und Flucht begegnen, werden diese Schwerpunkte über einen lebensweltnahen Themen-Einstieg vertieft.

Mit Hilfe vorgegebener  Fragestellungen formulieren sie Nachrichten an die Protagonist*innen der Archivinterviews. Sie tun dies in Form persönlicher Texte, Fotos, Zeichnungen, Collagen, Sprachnachrichten oder Videos. Als kollaborative, online verfügbare und multimediale Pinnwand wird das Tool Padlet genutzt: hier können ähnlich wie in den sozialen Medie, Beiträge veröffentlicht, kommentiert und geliked werden.

Dauer

Halbtagesworkshop (4 h)

Empfohlene Altersgruppe

ab 15 Jahre

Themen/Inhalte

Fluchtursachen, Fluchtrouten, Vertreibung, Diskriminierung, Ankunft in Deutschland, einem Einwanderungsland, Aufenthalt, Außengrenzen, Menschenrechte, Klimakrise, Bewaffnete Konflikte / Krieg, Einwanderung, politischer Aktivismus, Solidarität, Widerstand, Strategien und Umgangsformen (Verhalten, Handeln), Gewalt, Sprache / Mehrsprachigkeit, Meinungsfreiheit

Digitale Werkzeuge und Medienpraxis

  • Video / Bewegtbild
  • Datenvisualisierung
  • Storytelling / Textproduktion
  • Audioproduktion
  • Digitale Kartenabfragen
  • Padlet

Technische Ausstattung Teilnehmende

  • Smartphone / Tablet / Laptop (pro Kleingruppe oder bestenfalls pro Person)
  • Internet / online
  • Kopfhörer / ggf. externe Lautsprecher für gemeinsames Hören

ZUR FREIEN NUTZUNG

Creative Commons Lizenzvertrag
Dieses Bildungsmaterial ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.

Sie können dieses Bildungsmaterial frei nutzen, weiterbearbeiten, neu veröffentlichen, sofern Sie die Namen der Erstellenden angeben wie folgt:


CC-BY 4.0 medialepfade.org; Birte Frische, Katrin Hünemörder, Dr. Christine Kolbe, Daniel Seitz, Eva Hasel, Christine Lordong, Sika Dede Puhlmann, Mohammed Habibullah Scheikani, Aleksandar Vejnovic

Anschlüsse zum Archiv der Flucht

Das Archiv wird bereits in der Einführung zum Thema gemacht, die Ziele und Relevanz des Archivs bzw. des Oral History-Ansatzes werden vermittelt. Die Webseite wird präsentiert, um mit der Navigation (Sequenzierung, Filter) vertraut zu werden, dafür werden auch kurze Ausschnitte gezeigt. Durch das Schauen und Diskutieren ausgewählter Interview-Sequenzen in Kleingruppen findet eine erste Annäherung an und Auseinandersetzung mit den Themen Flucht und Migration statt. Anschließend bilden die Videointerviews die Grundlage für eine Phase kreativer Medienproduktion, bei der Nachrichten an die jeweiligen Interviewten verfasst werden. Hierüber bekommen die Teilnehmenden einen persönlichen Zugang zu den Erlebnissen der Interviewten und können ihre emotionalen Eindrücke verarbeiten, Fragen stellen und Position beziehen.

Die Teilnehmenden nutzen das Material aus dem Archiv der Flucht, um einen Zugang zu gesellschaftlichen Rahmenbedingungen von Flucht und Migration und den damit verbundenen individuellen Schicksalen zu bekommen sowie konkretes Wissen aufzugreifen: Politische Kontexte von Flucht, Fluchtursachen und dem Ankommen in Deutschland werden immer wieder thematisiert und anhand der Interviews eingeordnet.

Grundsätzlich sind alle Videointerviews aus dem Archiv der Flucht für diese Methode geeignet, jedoch sollte eine sorgfältige Vorauswahl der genutzten Videos mit Blick auf die konkrete Zielgruppe / Lerngruppe erfolgen. Kriterien für die Auswahl sollten sein: Vorkenntnisse der Teilnehmenden, eigene Fluchterfahrungen (Gefahr von Retraumatisierung), in den Videos behandelte sensible Themen sowie mögliche Sprachbarrieren. Je nach Wunsch der Gruppe können Videos ausgewählt werden, die verschiedene thematische oder fachliche Aspekte fokussieren: z.B. deutsch-deutsche Geschichte, Antisemitismus, Nahostkonflikt, LGBTQ*, Rassismus, Russland / Osteuropa.

Beispielhaft können folgende Videos genutzt werden, in denen die Oberthemen Fluchtursachen, der Fluchtprozess und das Zu-Recht-Kommen in Deutschland thematisiert werden. Die Ausschnitte sind pro Gruppe jeweils ca. 15 Minuten lang.

Videosequenzen

Levent Konca

Aus der Türkei, seit 2004 in Deutschland
https://archivderflucht.hkw.de/levent-konca

GRUPPE 1: FLUCHTURSACHEN
31:50-35:24:

  •  3. Politische Atmosphäre in den 90er Jahren in der Türkei
  •  3.1 Hotelangriff und Tod des Onkels

47:40-57:23

  • 6. Einwanderung nach Deutschland
  • 6.1 Exmatrikulation aus politischen Gründen
  • 6.2 Wahl Deutschlands als Bestimmungsort und die Rolle der
  • 6.3 Sprache
  • 6.4 Freunde im Exil

GRUPPE 2: DAS ZU-RECHT-KOMMEN IN DEUTSCHLAND
59:40-1:04:51

  • 7.1 Nürnberg
  • 7.2 Deutschprüfung und Dialekt lernen

1:11:26-1:18:59

  • 8.1 Erster Kontakt mit deutschen Behörden und Aufenthaltsstatus
  • 8.2 Ausländerbehörde, Privilegien und Diskriminierung

1:30:30-1:32:52

  •  10.1 Diskriminierung in der Türkei als Minderheit
  •  10.2 Diskriminierung in Deutschland (Stop bei 1:32:52)

 

Saideh Saadat-Lendle

Aus dem Iran, seit 1985 in Deutschland
https://archivderflucht.hkw.de/saideh-saadat-lendle

GRUPPE 3: FLUCHTURSACHEN
29:00-37:20

  • 3.1 Erste politische Fragen in den 70ern und Politisierung
  • 3.2 Erste Ideen der islamischen Regierung und Versprechungen
  • 3.3 Engagement und Studentenbewegung

48:21-52:57

  • 5.1 Verhaftung und Gefängnis

1:07:53-1:11:49

  • 8.1 Untergrund
  • 8.2 Politische Aktivitäten im Versteck
  • 8.3 Organisation von Widerstand der Arbeiter

GRUPPE 4: DER PROZESS DER FLUCHT
1:15:17 – 1:25:15

  • 9.1 Auf dem Weg in die Türkei
  • 9.2 Verlust der Hoffnung nach dem Krieg
  • 9.3 Die Entscheidung für Deutschland
  • 9.4 Der Weg nach Deutschland

 

Kava Spartak

Aus Afghanistan, seit 1990 in Deutschland
https://archivderflucht.hkw.de/kava-spartak

GRUPPE 5: FLUCHTURSACHEN
9:22-21:36

  • 2.5 Afghanistan im Vergleich zu anderen Ländern
  • 2.6 Rolle der Religion und Politik in der Familie
  • 2.7 Gewalterfahrung als Kind
  • 2.8 Politische Atmosphäre und Unsicherheit
  • 2.9.1 Fluchterfahrung als Kind
  • 2.9.2 Motive der Flucht

GRUPPE 6: DAS ZU-RECHT-KOMMEN IN DEUTSCHLAND (Sequenzen auswählen!)
37:13-43:57

  • 4.3 Emotionaler Eindruck bei Ankunft, Angst und Hoffnungen
  • 4.4 Ostdeutschland nach Wiedervereinigung
  • 4.5 Eine neue Heimat

52:00-1:03:15

  • 6. Freundschaften bilden
  • 7.1 Ablehnung
  • 7.2 Rücktritt von der Gesellschaft

1:06:40-1:10:20

  • 7.5 Heimatgefühl

1:13:44-1:16:35

  • 7.7 Alltag und systematischer Rassismus

2:25:00-2:28:42

  • 19. Sicherheitsgefühl und politisches Engagement

 

Fatuma Musa Afrah

Aus Somalia / Kenia, seit 2014 in Deutschland
https://archivderflucht.hkw.de/fatuma-musa-afrah

GRUPPE 7: FLUCHTURSACHEN
26:12-31:57

  • 8. Erfahrung von Gewalt und weiblicher Genitalverstümmelung 

35:30-44:05

  • 9.3 Politische Situation in Kenia
  • 9.4 Engagement und Einsatz für Frauen- und Jugendrechte
  • 10. Verlassen Kenia auf der Suche nach Freiheit
  • 11. Deutschland als sicheres Reiseziel


Luc
ía Muriel aus ECUADOR

Seit 1965 in Deutschland
https://archivderflucht.hkw.de/lucia-muriel

GRUPPE 8: DER PROZESS DER FLUCHT
15:37-28:58

  • 3.1 Auf dem Schiff nach Deutschland
  • 3.2 Ausschiffen in Genua
  • 4.1 Ankunft in der DDR

Viktor

Aus der Ukraine, seit 1990 in Deutschland
https://archivderflucht.hkw.de/viktor

GRUPPE 9: DAS ZU-RECHT-KOMMEN IN DEUTSCHLAND (Sequenzen auswählen!)
00:57-01:40

  • 1. Vorstellung Viktor

47:25-54:52

  • 5.1 Spontane Aktion in Berlin zu bleiben
  • 5.2 Fahrt nach Westberlin
  • 5.3 Erste Eindrücke von Westberlin 

59:47-1:10:06

  • 5.8 Ohne Dokumente in der Stadt
  • 5.9 Asylantrag und Umzug nach Bayern
  • 5.9.1 Kommunikation ohne Deutschkenntnisse
  • 5.9.2 Eindrücke von Bayern
  • 5.9.3 Arbeit und Kontakt zur Gesellschaft
  • 5.9.4 Pendeln zwischen Berlin und Bayern 

1:33:17-1:36:00

  • 8. Sozialisierung in der kommunistischen Ukraine

Bildungsorte | Präsenz + online

Der Ansatz ist geeignet für Projekttage und Ferienangebote und kann zeitlich und räumlich angepasst werden. So sind Workshops mit Gruppen ab ca. 10 Personen ebenso möglich wie größere Gruppen.

Der Workshop ist sowohl online als auch in Präsenz durchführbar.

Bildungsziele und Handlungsoptionen

Die Lernenden …

… verstehen die Dimensionen von Flucht und Migration nach Deutschland als kontinuierliches Element deutscher Geschichte als Einwanderungsland.

… können sich in Situationen geflüchteter Menschen hineinversetzen und verstehen die Umstände zur Zeit der Flucht im Herkunftsland und in Deutschland.

… verstehen durch die Auseinandersetzung mit den Lebensgeschichten auch politisch verfolgter Menschen, dass diese die deutsche Gesellschaft oftmals mit ihrem Engagement mitgestalten; dass es also nicht darum geht, binär in “wir” und “sie” zu denken, sondern die Gesellschaft als eine offene zu begreifen, die Alle mitgestalten.

… verstehen, dass es nicht “die” Geflüchteten gibt, sondern dass es verschiedenste legitime Gründe, Zwänge und Motivationen gibt, das Land in dem man geboren ist zu verlassen.

… verstehen, dass es im Ankunftsland, aber auch in den Transitländern immer verschiedene politische Rahmenbedingungen gibt, mit denen sich Geflüchtete auseinandersetzen müssen (rechtliche, sprachliche, kulturelle Aspekte sowie Rassismus / Diskriminierung, Isolation, Getrenntsein von Familien usw.).

… begreifen sich selbst als handelnde Subjekte, die die Gesellschaft aktiv mitgestalten (Ziele von politischer Bildung bzw. Empowerment-Gedanke); Sie hinterfragen ihre eigene Einbindung in vereinfachende Welterklärungen und reflektieren klischeehaftes Denken.

… bekommen einen Einblick, wie Themen wie Flucht und Migration in den Medien behandelt und diskutiert werden und reflektieren ihr eigenes Medienhandeln.

… lernen Archivierung als Ressource von Erinnerungskulturen kennen und reflektieren.

Flucht und Migration sind Phänomene, die mit dem Infragestellen von Bestehendem einhergehen, denn die Gesellschaft als Ganzes und damit sowohl ihre Akteur* innen (z. B. in Medien, Politik, Schule) als auch das Handeln der Individuen ist ständig in Bewegung. Das Archiv der Flucht portraitiert auch Menschen, die sich in ihren Herkunftsländern entgegen der offiziellen Regierungslinie politisch oder gesellschaftlich engagierten, unter Gefährdung für ihr Leben oder ihrer körperlichen Unversehrtheit. In Deutschland setzen viele ihr Engagement fort, entweder um sich für bessere Bedingungen im Herkunftsland einzusetzen, oder um sich in Deutschland gemeinsam mit anderen Menschen für eine andere Gesellschaft zu engagieren. Die Interviewten zeigen also verschiedene Umgangsweisen mit krisenhaften Themen und Möglichkeiten politischer Beteiligung auf. Über die Auseinandersetzung mit ihren Biografien findet ein ressourcenorientiertes und partizipatives Erarbeiten von Handlungsoptionen statt. Der Erwerb von Kenntnissen über komplexe und gesamtgesellschaftlich relevante Themen wird gefördert. Eigene Handlungen, Wertvorstellungen, Gewohnheiten und Privilegien werden dabei in den Blick genommen. Biografische Handlungsoptionen und Möglichkeiten von (politischer) Beteiligung werden aufgezeigt, u.a. um dem Gefühl einer Ohnmacht etwas entgegenzusetzen, aber auch um die Teilnehmenden als aktive Gestalter*innen der Gesellschaft wahrzunehmen bzw. zu fördern.

Ausführliche Workshop- oder Modulbeschreibung

Einführung

Die Teilnehmenden fokussieren anhand vorausgewählter Videosequenzen aus dem Archiv der Flucht drei Oberthemen: (1) Fluchtursachen, (2) Fluchtprozess zwischen Fluchtbeginn und Ankommen und (3) das Zu-Recht-Kommen in Deutschland. Die Ausschnitte der Videointerviews fokussieren entweder einzelne oder mehrere der genannten Themen und spiegeln eine Bandbreite an unterschiedlichen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, Vorerfahrungen und Fluchtumständen wider. Je nach Länge des Workshops können die Oberthemen parallel oder nacheinander in mehreren Modulen bearbeitet werden.

Nach Kennenlernen, Kommunikation von Gruppenregeln (vgl. beispielsweise https://jugendhackt.org/code-of-conduct/) erfolgt eine sorgfältige Einführung ins Archiv der Flucht mit Überblick über Konzept und Idee, Navigation im Archiv, Filterfunktionen und Sequenzierung. Im Anschluss werden für einen lebensweltnahen Themen-Einstieg die medialen Informationen, die jungen Menschen in (sozialen) Medien in Bezug auf Flucht und Migration begegnen, in den Blick genommen. Außerdem wird vorhandenes Vorwissen zu Fluchtursachen abgefragt und durch einen kurzen Input ergänzt.

Das Pinnwand-Tool Padlet dient der Sammlung und nachhaltigen Verfügbarkeit der Medienprodukte. Dort werden als Einstieg interessante Links, gute Projekte und Best Practise-Beispiele (Youtuber* innen / Influencer* innen, Nachrichtenkanäle, NGOs usw.) zum Thema Flucht und Migration festgehalten.

Die Teilnehmenden schauen und diskutieren vorgegebene Sequenzen eines Interviews in Kleingruppen und stellen die/den Interviewten im Plenum vor, offene Fragen werden geklärt. Im Anschluss ist jeder Teilnehmende eingeladen, eine oder mehrere Nachrichten an die Interviewten zu verfassen. Alle medialen Möglichkeiten sind erlaubt: es können Texte, Fotos, Collagen, Sprachnachrichten, Zeichnungen oder Videos erstellt werden. Ein Padlet als digitale Pinnwand bietet die gemeinsame Projektionsfläche für alle Ergebnisse. In diesem geschützten digitalen Raum kann die Gruppe die Beiträge anschauen, lesen und kommentieren.

Der Niedrigschwelligkeit halber wird mit leicht zugänglichen Tools gearbeitet. Die Medienprodukte können im Sinne des BYOD-Ansatzes (bring your own device) auf eigenen Smartphones erarbeitet werden bzw. es kommen Laptops oder Tablets zum Einsatz. Weitere Technik (z.B. Audio-Aufnahmegeräte, Kameras) bietet sich bei längeren Workshops für aufwändigere bzw. qualitativ hochwertigere Medienprodukte an.

Durch leicht zugängliche kreative Medienarbeit, die unterschiedliche Interessen, sprachliche Möglichkeiten bzw. Ressourcen der Teilnehmenden mit einbezieht (Wahloptionen hinsichtlich Text, Audio, Video usw.), wird die Auseinandersetzung mit den Themen Flucht und Migration intensiviert, zur Reflexion angeregt, werden soziale Kompetenzen gefördert und die Kommunikation in der Gruppenarbeit gestärkt.

Vorbereitung

> Klärung der zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten und den technischen Ausstattung vor Ort (Wlan, Raumgröße / ggf. Nutzung mehrerer Räume für Kleingruppen, evtl. Leihgeräte)

> Einverständniserklärung der Teilnehmenden einholen und Informationen über das Archiv der Flucht an Teilnehmende und Eltern verschicken. Ggf. Klärung ob der Workshop im Elternhaus in unterschiedlicher Art und Weise begleitet werden kann (z.B. Reflexion).

> Vertraut machen mit dem Themenfeld Flucht und Migration (siehe Weiterführendes Material)

> Auswahl von Interviewsequenzen, z.B. anhand von Unterrichtsthema, Herkunftsländern oder Zeitraum der Flucht / historischem Kontext

> Rolle und Anwesenheit Teammitglieder und Lehrkräfte klären

> Zusammenstellung Moderationsmaterial, ggf. Anpassung Präsentation, Anpassen und Drucken der Handouts (Fragestellungen, Interview-Sequenzen)

> ggf. Erstellung von QR-Codes für Kartenabfrage mittels oncoo.de

> Laptops vorbereiten (mind. ein Laptop pro Gruppe, WLAN-Verbindung)

> Einarbeitung in die Nutzung von Padlet als Pinnwand-Tool; verschiedene Funktionen kennenlernen und im Vorfeld testen

> Padlet-Wall vorbereiten, dafür ggf. Account anlegen. Beispiel aus einem Workshop: https://padlet.com/medialepfade_org/fluchtundmigration2

Durchführung

Der Workshop ist in seiner Kurzversion als Halbtages-Workshop geplant. Er kann zu einer längeren oder mehrtägigen Veranstaltung adaptiert werden, indem die drei genannten Oberthemen ausführlicher in einzelnen Modulen behandelt werden. Die Medienproduktion kann mit mehr Zeit einen größeren Raum einnehmen, indem aufwändigere Foto-/Videoprodukte erstellt werden. Auf die inhaltlichen und emotionalen Zugänge zum Archiv kann außerdem ausführlicher eingegangen werden. Hierfür kann jeweils, ähnlich wie beim Kurzworkshop, mit einem Tool wie Padlet gearbeitet werden.

Exemplarisch wird der Kurzworkshop genauer vorgestellt. Im Anschluss daran werden potenzielle Inhalte für längere Module kurz skizziert.

Halbtages-Workshop ca. 4,5h

Beispielhafter Ablauf mit Zeitangaben: https://app.sessionlab.com/sessions/N0DeAC/?t=1mZQlB-6wlr7rvn7CYwNrw

A) Einführung, Kennenlernen, Organisatorisches, Archiv der Flucht vorstellen (ca. 60 Minuten)

Nach einem Kennenlernen (z.B. Vorstellungsrunde mit drei Hashtags / Schlagworten), der Klärung organisatorischer Rahmenbedingungen (Ablauf, Ziele, Methoden) und der Kommunikation von Gruppenregeln findet mittels einer soziometrischen Aufstellung (siehe Weiterführendes Material) eine Erwartungsabfrage bzw. ein erster Einblick in Vorkenntnisse, Positionierungen und potenziell persönliche Betroffenheiten statt. Fragen, die neben der Abfrage von Alter, Name oder Wohnort auch einen inhaltlichen Einstieg ermöglichen sind: Wo bist du geboren? Hast du Menschen im Freundeskreis die nach Deutschland geflüchtet oder migriert sind? Denkst du, dass Menschen mit Fluchtgeschichte in Deutschland gut behandelt werden? Könntest du dir vorstellen aus Deutschland auszuwandern?

Abschließend findet eine Einführung ins Archiv der Flucht statt. Dafür gibt es einen Überblick über Konzept und Idee des Projektes sowie die Navigation im Archiv inkl. Filterfunktion und Sequenzierungen, außerdem können beispielhaft Interviewausschnitte angespielt werden.

B) Inhaltlicher Einstieg (ca. 60 Minuten)

Zu Beginn dieser Einheit findet eine technische Einführung in das Tool Padlet statt. Padlet dient als Ort um die Medienprodukte zu sammeln und auch im Anschluss verfügbar zu machen. Anbei eine Vorlage, die für den Workshop angepasst werden kann und anhand derer die Funktionen des Tools erklärt werden können: https://padlet.com/medialepfade_org/archivderflucht_vorlage. Als Themeneinstieg sammeln die Teilnehmenden dort in Einzelarbeit gute Projekte bzw. von ihnen konsumierte Quellen bzw. Links zum Thema Flucht und Migration (z.B. Youtuber* innen / Influencer* innen, Nachrichtenkanäle, NGOs). Die medialen Informationen, die jungen Menschen in (sozialen) Medien in Bezug auf Flucht und Migration begegnen, bieten einen lebensweltnahen Einstieg. Diese Methode soll auch dazu anregen, sich der Bedeutsamkeit von Bildern bewusst zu werden. Darüber hinaus bietet sich damit eine gute Möglichkeit des praktischen Erprobens von Padlet (Navigation bzw. Links, Videos usw. einfügen oder hochladen).

Als Vorbereitung auf das Schauen der Videos werden Fluchtgründe gesammelt, mittels Kartenabfrage durch Oncoo oder Kartenabfrage auf Papier. Diese werden durch die Workshopleitung ergänzt und mit Hilfe einer kurzen Visualisierung eingeordnet. Dies dient dem Verständnis der vielschichtigen und legitimen Gründe, aus denen Menschen flüchten oder migrieren.

C) Auseinandersetzung mit dem Archiv und praktische Medienarbeit (ca. 120 Minuten)

Die Teilnehmenden wählen aus mehreren Biografien ein Interview aus. Sie beschäftigen sich anhand spezifischer Sequenzen mit relevanten Ereignissen und Phasen im Leben der Interviewten – jeweils zu den Oberthemen Fluchtursachen, Fluchtprozess oder Zu-Recht-Kommen in Deutschland. Dafür findet eine Gruppenaufteilung nach Interesse im Plenum statt. Hierbei ist auf eine sensible Zuordnung zu den Interviewten zu achten. In manchen Interviews werden sehr persönliche Inhalte wie Gewalterfahrungen geschildert bzw. sich mit Themen beschäftigt, zu denen eigene Vorerfahrungen existieren (z.B. durch eine eigene Flucht- oder Migrationserfahrung). Dies kann zu Retraumisierungen führen oder triggernd wirken. Dies sollte der Gruppe transparent gemacht und mit der Lehrkraft im Vorfeld besprochen werden. Ein Ausstieg aus der Arbeit am Interview aus persönlichen Gründen sollte jederzeit möglich sein.

Die Interviewten werden kurz vorstellt, zusätzlich sind sie im Padlet in einzelnen Spalten aufgeführt. Dort kann eine Gruppenzuordnung durch Ergänzen der Namen der Teilnehmenden stattfinden. Außerdem bekommen sie ein Handout mit den Sequenzen die sie anschauen sollen, ggf. nur digital im Padlet abgelegt oder auch ausgedruckt. Um ein Spektrum von Geschichten, Erfahrungen und Fluchtursachen abzubilden ist es in der Regel sinnvoll, dass die Teilnehmenden sich auf verschiedene Interviews aufteilen.

In Kleingruppen werden dann die Ausschnitte aus den Videointerviews angeschaut und diskutiert. Eventuell aufkommende Fragen werden gesammelt bzw. geklärt, entweder direkt in der Kleingruppe unter Zuhilfenahme von Internetrecherche (siehe Leitfaden Internetrecherche URL ZU METHODE CHAT / ORAL HISTORY), oder im Anschluss im Plenum. Unter Umständen kommen hier auch ganz grundlegende Fragen nach politischen Kontexten auf, die sie nicht einordnen können – entweder weil diese zeitlich zu weit zurückliegen oder als Thema in der Schule noch nicht behandelt wurden. Dies gilt es bei der Auswahl der Videos und der Vorbereitung des Teams zu beachten. Im Anschluss stellen die Teilnehmenden anhand von Leitfragen die Interviewten vor. Hierfür können sie sich während der Kleingruppenarbeit schon Notizen machen:

> Wer ist die interviewte Person?

> Was hast du über sie gelernt?

> Was ist dir am meisten in Erinnerung geblieben / was hat dich am meisten interessiert?

> Was für Dinge sind unklar, was für Fragen offen geblieben?

> Was über die Person würde dich noch interessieren, nachdem du die Ausschnitte gesehen hast?

Anschließend verfassen sie Nachrichten an die Menschen, deren Interview sie gesehen haben. Dies geschieht bestenfalls in Einzelarbeit, wenn genug Geräte vorhanden sind und um persönliche Zugänge zu erleichtern, oder aber in Kleingruppen. Die Arbeitsanweisung kann wie folgt aussehen:

Formuliere eine Nachricht an die Interviewte/n. Das kann ein Text / Brief, eine Sprachnachricht, ein Video, eine Collage oder Zeichnung sein. Alle Nachrichten werden entweder in Tools wie Canva erstellt und ins Padlet hochgeladen oder können direkt dort erstellt werden.

Was hast du für Fragen? Was wirkt vom Interview nach? Was möchtest du der Person sagen? Was willst du von ihr wissen? Vielleicht hast du Fragen an die Person, die nach dem Schauen des Interviews offengeblieben sind.
Es ist dir überlassen worauf du den Schwerpunkt legst. Du kannst persönlich werden und beschreiben, was das Interview mit dir gemacht hat und wie du dich damit fühlst es gesehen zu haben (“Ich habe dein Interview gesehen…“ „Ich möchte dir sagen…”). Oder du kannst Stellung beziehen zu dem was inhaltlich gesagt wird. Vielleicht fallen dir auch Beispiele aus deinem eigenen Leben ein, auf die du eingehen möchtest (“Das habe ich auch so erlebt…”).

Poste die Beiträge direkt auf Padlet bzw. lade sie dort hoch. Mögliche Medienformate:

> Du schreibst einen Text (mind. eine Seite), der wie ein Brief oder eine Nachricht in einem Messenger aufgebaut sein kann, das liegt ganz an dir.

> Du erstellst eine Audionachricht (mind. 2 Minuten) und lädst sie hoch, das geht direkt im Padlet mit dem “Audiorekorder”.

> Du filmst dich mit deiner Nachricht und nutzt dafür den “Videorekorder” direkt im Padlet. Du kannst auch auf deinem Handy etwas filmen und dazu einen Text aufnehmen – deiner Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, solange das Upload-Volumen ausreicht. Bitte eventuell Andere um Hilfe.

> Du zeichnest etwas, das geht direkt im Padlet unter “Zeichnung”. Bitte erkläre kurz mit einem Text im Padlet-Beitrag, was du mit der Zeichnung sagen möchtest.

> Wenn du etwas aufnimmst mache dir vorher Notizen was du sagen möchtest, und höre / schaue es dir noch mal an, bevor du es postest. Du kannst bei Padlet die Aufnahme zwischendurch stoppen.

Bei allen Formaten: bitte hab im Kopf, dass die Interviewten echte Personen sind, die diese Nachrichten vielleicht sogar lesen könnten. Versuche, sie direkt zu adressieren. So wie du auch einem Freund oder einer Freundin schreiben würdest. Sei respektvoll und wertschätzend.

In einem letzten Schritt bekommen die Teilnehmenden in Einzelarbeit Zeit, die Beiträge der Anderen anzuschauen, zu kommentieren und zu liken. Das dient auch dem Abbilden von (Diskussions-)Prozessen auf Social-Media-Plattformen und kann mit mehr Zeit auch expliziter thematisiert werden. Dies geschieht durch die Beschaffenheit von Padlet (kein Einloggen) anonym und ist optional.

Die Workshopleitung sollte potenziell inhaltlich problematische Inhalte wie Beleidigungen überprüfen und thematisieren bzw. hier auf die zu Beginn des Workshops eingeführten Regeln als Referenzrahmen für die Kommunikation verweisen.

Nicht zuletzt muss auch der emotionalen Verarbeitung des Gehörten Raum gegeben werden. Dafür ist eine laufende Begleitung durch die Workshopleitung, z.B. in Form des aufmerksamen Verfolgens der Kleingruppenarbeit, des individuellen Nachfragens sowie einer ausführlichen Reflexion wichtig. Außerdem kann das Angebot gemacht werden, im Anschluss an den Workshop zur Verfügung zu stehen oder in Absprache mit der Lehrkraft das Thema weiter zu bearbeiten.

D) Reflexion / Feedback (ca. 30 Minuten)

Aufgeteilt nach den unten genannten drei Bereichen können Fragen dazu gestellt werden, wie den Teilnehmenden der Tag gefallen hat – was besonders gut war, was nicht gefallen hat und was an Fragen offen geblieben ist. Dies kann z.B. in Form eines Blitzlichtes stattfinden. Die Auswertung kann entweder im Plenum geschehen oder unter Zuhilfenahme von Stellwänden mit Kartenabfrage.

Feedback Allgemein

> Atmosphäre

> Gesamtgruppe

> Teamer*innen

> Ablauf, Zeitraum und Pausen

> Präsentationen und Inputs

> Technik

Auseinandersetzung mit dem Archiv der Flucht

> Findest du das Archiv der Flucht interessant?

> Gab es ausreichend Infos zum Archiv?

> Würdest du dir nach dem Workshop mehr Videos aus dem Archiv anschauen?

> Hast du etwas zu Flucht und Migration gelernt?

> Hast du etwas zu Fluchtursachen gelernt?

> Was hat dich am meisten berührt? Mit welcher Stimmung gehst du aus dem Workshop?

Methode

> War der Zusammenhang zwischen der Methode und dem Archiv der Flucht verständlich?

> Waren die Erklärungen zur Technik ausreichend?

> Bräuchtest du mehr Beispiele, um die jeweiligen Aufgaben besser erfüllen zu können?

> Hat dir das Nachrichtenschreiben gefallen?

> Hättest du gerne mehr Zeit gehabt für die Produktion der Nachrichten?

> Hättest du gerne mehr Zeit gehabt, um dich über die Inhalte der Interviews auszutauschen?

Mehrtages-Workshop

Bei einem längeren Workshop können die genannten Oberthemen Fluchtursachen, der Fluchtprozess und Zu-Recht-Kommen in Deutschland einen größeren Raum einnehmen und jeweils für sich stehend bearbeitet werden. Außerdem kann der emotionalen Verarbeitung der in den Interviews behandelten Themen bzw. dem Austausch in der Gruppe oder auch den konkreten Handlungsmöglichkeiten im Sinne von persönlichem oder politischem Engagement mehr Zeit gegeben werden. Dafür können jeweils thematisch passende Abschnitte aus den Interviews herausgesucht werden. Beispiele sind unter “Zugänge und Anschlüsse zum Archiv” zu finden.

Medienpraktisch sind verschiedene Formate denkbar. Padlet bietet sich als Sammelort für die Medienprodukte an, da die Inhalte so nachhaltig verfügbar bleiben (je nach Bedarf öffentlich oder privat mit Passwort). Die Beiträge können natürlich auch auf anderen Plattformen veröffentlicht werden, z.B. auf Instagram, Youtube oder Tiktok. Die Persönlichkeitsrechte der Teilnehmenden gilt es zu beachten und man sollte überlegen, ob in einem geschützten privaten Account gepostet wird.

Hier einige Ideen für die medienpraktischen Zugänge bei einem mehrtägigen Workshop:

> Erarbeiten eines kurzen Videos mit eigenen Smartphones oder dafür bereitgestellten Kameras inkl. Schnitt / Bearbeitung. Dafür ist in der Regel eine Einführung in ein Schnittprogramm sowie die Grundlagen der Filmgestaltung notwendig. Möglich sind über das skizzierte Nachrichtenformat hinaus Interviews zwischen den Teilnehmenden, Visualisierungen der in den Interviews geschilderten Inhalte oder Hintergrund-Interviews mit Akteur*innen aus der Geflüchetenarbeit / NGOs, die sich mit Flucht und Migration befassen.

> Produktion eines (Erklär)videos, mit denen Themen wie Fluchtursachen zusammengefasst und erklärt werden, z.B. mit Simpleshow Videomaker. Hier können Texte hochgeladen und bebildert werden, ergänzend gibt es eine Voice-over-Stimme. Das Tool bedarf keiner Vorkenntnisse und ist relativ einfach in seiner Bedienweise (ggf. benötigt man dafür eine Bezahlversion).

> Erstellen einer Collage mit Fotos, in denen Fluchtursachen visualisiert werden sowie einen kurzen Text dazu verfassen / Audio einsprechen mit Bezugnahme auf die persönliche Geschichte des Interviewten. Dafür bieten sich Tools wie Canva oder Foto-Bearbeitungsprogramme an. Es können entweder eigene oder frei zugängliche Bilder von Creative Commons-Plattformen (z.B. CC0) genutzt werden. Hier muss unter Umständen das Urheberrecht thematisiert werden.

> Das Ausformulieren längerer Texte bzw. Briefe an die Interviewten unter Zuhilfenahme von Recherche (z.B. zu den politischen Rahmenbedingungen während der Flucht), der Einflechtung von Zitaten aus den Interviews und ggf. Verknüpfungen thematisch zueinander passender Interviews untereinander oder auch das Einbinden multimedialer Elemente (z.B. als Blogbeiträge). Hier kann auch die Methode “Oral History: Quellen, Kontext und viele Fragen – ein Chat” gut eingebunden werden.

A) Fluchtursachen: Sammeln, Einordnen und Strukturieren der Flucht- und Migrationsgründe / -Ursachen

Mit dem ausführlicheren Fokus auf die Fluchtursachen können intensivere Bezüge zu verschiedenen Motivationen bzw. Gründen das Herkunftsland zu verlassen hergestellt werden. Ziel hierbei ist es zu vermitteln, dass Flucht und Migration kein aktuelles Phänomen sind, sondern schon immer Teil von Gesellschaften waren und sind. Je nach Vorkenntnissen, Kenntnisstand und Unterrichtsthema kann der Fokus auf einer Bandbreite von verschiedenen in den Interviews geschilderten Fluchtursachen liegen, um ein großes Spektrum abzubilden oder nur einen Zeitabschnitt, eine Region oder eine bestimmte Fluchtursache (z.B. politische Verfolgung, sexualisierte Gewalt) zu fokussieren. Mit den oben genannten medienpraktischen Ansätzen können die Fluchtursachen, gesammelt, visualisiert und diskutiert werden.

B) Fluchtprozess / zwischen Fluchtbeginn und Ankommen

Ziel ist es, zu vermitteln, dass Flucht und Migration mehr ist als etwas verlassen und irgendwo ankommen – sowohl zeitlich als auch emotional bzw. individuell sowie von den politischen / rechtlichen Rahmenbedingungen her. Die Teilnehmenden sollen einen Zugang zum Gefühl bekommen: wie fühlt es sich an, dazwischen zu sein, unterwegs zu sein? Was kann Geflüchteten helfen? Was hindert sie daran, anzukommen?

Bezüge zur aktuellen politischen Situation bieten sich an: Seenot(rettung) oder die Situation in den Lagern in Griechenland sind kontrovers diskutierte Themen, anhand derer ein Verständnis für die politischen Kontexte in denen Menschen fliehen intensiviert werden kann. Außerdem können so konkrete Unterstützungsmöglichkeiten für Geflüchtete aufgezeigt werden. In diesem Rahmen können Organisationen wie die Seebrücke, Sea Watch, ProAsyl, Ärzte ohne Grenzen usw. entweder thematisiert werden (z.B. durch gezielte Recherche zu Engagement für Menschen, die aktuell auf der Flucht sind und Aufbereitung der Informationen), oder die NGO kann zum Workshop für eine Diskussionsrunde eingeladen werden. Ergänzend zur direkten Arbeit mit dem Archiv und dem Verfassen von Nachrichten an die Interviewten ist auch ein Interview mit einer NGO denkbar. Dies knüpft auch insofern an das Archiv an, als dass hier Interviewtechniken eine Rolle spielen und eingeübt werden können.

C) Vom Zu-Recht-Kommen in Deutschland

In diesem Abschnitt kann der Begriff Zu-Recht-Kommen mit Leben gefüllt werden: was sind relevante Aspekte beim Ankommen in einem neuen Land nach Flucht und Migration? Verschiedenste Aspekte können fokussiert werden: Selbst- und Fremdwahrnehmung als Geflüchtete/r, Rechtliches (Aufenthaltsstatus und damit einhergehende Zugänge oder Zugangsbeschränkungen), Rassismus / Stigmatisierung / Vorurteile gegenüber Geflüchteten, Sprache und Mehrsprachigkeit, Gender und Geschlecht, Unterschiedlichkeiten im Zeitverlauf (Nachkriegszeit vs. Jetzt), kulturelle Unterschiede, Gesundheit, Ernährung und Wohnen.

Über die Bilder von Geflüchteten in Medien kann hier ein Einstieg in die Situation Geflüchteter in Deutschland geschehen. Im oben skizzierten Einstieg wurde bereits der Einblick in mediale Bilder beschrieben, die den Teilnehmenden auf verschiedenen Kanälen und mit unterschiedlicher (ideologischer) Prägung zum Thema Flucht und Migration nahegebracht werden. Dafür können in einem mehrtägigen Workshop Bilder aus den Medien mit den realen Schilderungen aus den Interviews abgeglichen werden oder auch die Rolle von (sozialen) Medien und ihr Einfluss auf die Meinungsbildung (Social Media, Fernsehen, User generated content) genauer betrachtet werden.

Im Sinne einer Diskussion über Perspektiven, Utopien und Wunschvorstellungen könnte auch das Thema umgedreht werden: Was bräuchte es, damit man aus Deutschland fliehen muss oder migrieren will? Was bedarf es für das Ankommen in einem neuen Land und warum würde man das Leben in Deutschland hinter sich lassen wollen? So können positive Zukunftsszenarien skizziert werden im Sinne von: “Was braucht es für ein gutes Leben?”, aber auch aktuelle politische Bedrohungen wie die Klimakrise und die damit einhergehend zunehmenden Fluchtbewegungen genauer betrachtet werden.

Nachbereitung

Wenn gewünscht wird das Padlet der Gruppe bzw. der Lehrkraft im Nachgang noch einmal zur Verfügung gestellt bzw. weitere Informationen über das Archiv der Flucht rausgegeben. In der Nachbereitung wird außerdem das Padlet, wenn es verfügbar bleiben soll, auf potenziell inhaltlich problematische Inhalte (z.B. Beleidigungen in den Kommentaren) überprüft und ggf. einzelnes gelöscht.

Teil der Nachbereitung ist auch eine Reflexion der durchgeführten Methode, um Optionen der Nachbesserung zu identifizieren.

Weiterführende Informationen, Tools und Hilfsmaterial

Anschlüsse und weitere Empfehlungen

Die Ergebnisse des medienpraktischen Arbeitens bleiben durch das Padlet nachhaltig verfügbar (öffentlich oder privat mit Passwort), sodass die Teilnehmenden auch im Nachhinein darauf zugreifen können.

Nach Ende des Workshops sind Folgeprojekte denkbar, die einzelne Aspekte oder Schwerpunktthemen des Workshops intensivieren. So können Lehrkräfte mit Schüler* innen weitere Interviews zu spezifischen Themen bzw. Fragestellungen mit der Gruppe bearbeiten. Beispielsweise sind einige der Interviewten selber in der Bildungsarbeit tätig, daher wäre es möglich diese Menschen für eine weitere Veranstaltung einzuladen, um mit ihnen in einen intensiveren Austausch zu kommen. Außerdem können Organisationen, NGOs und Initiativen eingeladen werden, die sich mit dem Thema Flucht und Migration befassen (z.B. aus der Geflüchtetenhilfe, der Seenotrettung, migrantische Selbstorganisationen, Antirassismusarbeit). So werden unterschiedlichste Möglichkeiten des Engagements konkretisiert und aufgezeigt.

Alle Links sind auch verfügbar auf diesem Padlet: https://padlet.com/medialepfade_org/ressourcen_fluchtundmigration

Tools

Weiterführendes Material / Methoden